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Nie Wieder! Hunderte St. Pauli Fans gedenken der Opfer des Holocaust

 

Über 100 Menschen hatten sich um 17.30 am Ortsamt St. Pauli in der Simon-von-Utrecht Straße zum ersten Programmpunkt des Abends versammelt. Das Ortsamt war bis zu seiner Zwangsauflösung im Jahre 1939 ein jüdisches Krankenhaus gewesen. Hier wurde die Biografie von Rosa Bernstein, einer der jüdischen Schwestern des Krankenhauses, verlesen und auf ihren Stolperstein vorm Haus hingewiesen. Auch die Gedenkplakette der Stadt fand Erwähnung, vor allem deren uneindeutige Formulierung, nach dem das Krankenhaus im Jahre 1939 „vertrieben“ worden sei, wurde kritisiert.

 

Um 18:00 fand an der Gedenktafel vor der Südtribüne, am Harald-Stender-Platz, die offizielle Gedenkzeremonie statt: Präsident Oke Göttlich, Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler und Lia aus der U18-Gruppe des Fanladens legten einen Kranz in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nieder, darauf hin folgte eine Schweigeminute.

 

Anschließend war für den Vortrag über das Israeilitische Krankenhaus in der Simon-von-Utrecht Straße in die Fanräume geladen, ungefähr 200 Menschen folgten dieser Einladung. Inhaltlich wurde näher auf die Geschichte des Krankenhauses eingegangen, das eine wichtige Rolle in der Krankenversorgung des Stadtteils spielte, 1929 wurde es sogar noch erweitert.

Der Einschnitt kam 1933 mit der Machtübertragung an die NSDAP, „arische“ Patienten durften nicht mehr behandelt werden. Das Krankenhaus wurde 1938 der Stadt überschrieben, den Angestellten wurde der medizinische Status entzogen. Wie Rosa Bernstein wurden auch viele andere im Rahmen der sogenannten Endlösung, dem Versuch alle Jüdinnen und Juden zu vernichten, ermordet. Sie starb 1944 im Lager Theresienstadt.

 

Wir sind dem Fanladen sehr dankbar, dass sie mit diesen Veranstaltungen seit Jahren Gedenken und Erinnern an die Opfer des NS möglich machen, der weder vor unserem Verein noch vor unserem Viertel Halt machte und deshalb nach wie vor uns alle angeht. Wir alle sind nach wie vor aufgefordert, nie zu vergessen und dafür Sorge zu tragen, dass sich dieser Teil der Geschichte nicht wiederholt.

 

Remember History – Fight Fascism!

 

Einen weiteren Artikel gibt es bei stpauli-news.de.

 

Fotos von Stevan Groenveld